Unser Kurs „Darstellendes Spiel“ wartet am 14.03.2025 ab 19:30 Uhr mit einem besonderen Theaterstück auf: Unter dem Titel „Alles gute Menschen“ arrangiert die Eigenproduktion der 23 Schülerinnen und Schüler eine Szenen-Collage, die sich Texte des Autors Daniil Charms zur Bearbeitung vorgenommen hat.
Daniil Iwanowitsch Juwatschow, so Charms‘ bürgerlicher Name, wurde 1905 in St. Petersburg geboren. Seine Mutter war eine Adlige, der Vater ein ehemaliger politischer Gefangener. Schon als 17-Jähriger debütiert Charms unter seinem Pseudonym. „Mich interessiert nur der ‚Quatsch‘; nur das, was keinerlei praktischen Sinn hat. Mich interessiert das Leben nur in seiner unsinnigen Erscheinung. Heroismus, Pathos, Schicksal, Moral, hygienisch Reines, Sittlichkeit und Glücksspiel sind mir verhasste Wörter und Gefühle", so Charms in einem Notizbuch aus dem Oktober 1937.
Charms‘ Geschichten fehlt jeglicher konkreter Zeitbezug, sie spielen im offenen Raum des Allgemeinen, des Allzumenschlichen. Die Darstellungen wirken komisch, aber es ist ein Lachen, das im Halse stecken bleibt. Charms zwingt seine Leser in den stark reduzierten Alltagsszenen, das Verschwinden von Menschen, eine Hochzeit, Essen, verschmähte Liebe, Tod und Postempfang gleichermaßen hinzunehmen. Eine Einfühlung in die Opfer aber wird verweigert. Die eigentliche Zumutung stellt solch provozierende Teilnahmslosigkeit der Texte dar. Wo Tod und Gewalt keine individuelle Rache, Wut oder Passionen sind, sondern unmotivierter Automatismus, da verliert auch das Opfer sein Gesicht und wird zur Manövriermasse der Geschichte. Indem Charms den Mechanismus der Gewaltausübung ohne alle Sentimentalität bloßlegt und literarisch zuspitzt, gießt er den Albtraum menschlicher Verhältnisse in eine Form, die auf die menschliche Natur per se, unabhängig vom Zeitenwandel, zielt.
Mit dem Wissen um die Verbrechen seiner Zeit und all der entgrenzten Gewalt auch unserer Gegenwart gelesen, halten uns die Szenen auch einen Spiegel vor, wenn an der Grenze des Fiktionalen die allzu gegenwärtige Wirklichkeit aufscheint. Charms‘ Übersetzer Peter Urban bringt es auf folgenden Punkt: „Aber dieser Russe sagt eben doch ganz klar: nicht seine Sachen sind alogisch oder absurd, sondern das Leben, das er beschreibt: das ist das eigentlich Absurde.“
Ab 19:30 Uhr kann man am 14. März diese Produktion in den Räumen des Oberstufentraktes auf sich wirken lassen und bestimmt die ein oder andere erstaunliche Geschichte entdecken. Unsere Schülerinnen und Schüler freuen sich auf ihren ersten großen Auftritt in ihrer Schule und die Reaktionen des herzlich eingeladenen Publikums.